THE LYTE - Schöpfer schönster Lebens(t)räume - Interview mit Randi Mara Schumacher und Armin Panahi
Ihre Inspiration finden sie in Kunstausstellungen, in der Mode und sogar im Alltag: Das Düsseldorfer Kreativ-Duo PASCH Design entwirft und visualisiert Wohnungen in Gebäuden parallel zu deren Entstehung. So wie für THE LYTE. Dabei loten Randi Mara Schumacher und Armin Panahi stets Tradition und Innovation, Minimalismus und Opulenz aus. Das Resultat sind allerschönste Lebens(t)räume.
THE LYTE: Erinnern Sie noch Ihren ersten Eindruck, als das Projekt THE LYTE an Sie herangetragen wurde?
RS: Wir waren begeistert. Ich empfinde es als besonders, dass der Bau, obwohl mächtig, sehr feingliederig ist, beinahe feminin.
AP: Uns gefiel sofort die Helligkeit von THE LYTE, seine Hülle, das Weiß. Da Gebäude in der HafenCity häufig die Rottöne der Speicherstadt aufnehmen, fällt ein weißer Turm sehr auf. Damit war unsere Grundidee, wie wir an das Interieur heran- und in das Gebäude hineingehen, schnell klar. Es galt, das Lichte weiterhin zu unterstützen, Raffinesse mit Klassik zu verquicken. Wir wollten Wärme anstelle von Minimalismus.
THE LYTE: Wie beginnen Sie den gestalterischen Prozess?
RS: Häufig bringt Armin ein metaphorisches Bild als erste Idee ein. In dieses tauchen wir dann ein und arbeiten eine Story dazu aus. Das geschieht in einem intensiven Wechselspiel, ein bisschen wie Pingpong.
AP: Anfangs interessieren uns vorrangig die Strukturen der Wohnungen. Wir versetzen uns in die zukünftigen Bewohner und spielen verschiedene Szenarien durch. Wir durchleben die Räume gedanklich, gehen z.B. morgens in die Küche.
RS: Außerdem versuchen wir die Ausstrahlung des Hauses einzufangen. Damit einhergehend formulieren wir Erwartungen bezüglich Qualität und Optik sowohl der Einrichtung wie auch der Grundrisse. Letztere entscheiden bereits über Modernität. So sind geschlossene dunkle Küchenzeilen in kleinen Wohnungen z.B. heute obsolet. Im Anschluss konzipieren wir das gesamte Interieur, vom Bad über die Einbauten bis hin zur Küche. In unseren 3D-Visualisierungen können wir Räume bis zur letzten Fuge so darstellen, wie wir sie uns vorstellen. So können wir auch realistische Sichtachsen digital nachbauen. Zum Beispiel die von THE LYTE aus auf die Elbphilharmonie – das ist einzigartig!
THE LYTE: Worauf basiert Ihr Interieur-Konzept? Welches Bild diente denn als „Spielball“?
AP: Wir haben festgestellt, dass Menschen grundsätzlich entweder zu kühleren oder zu wärmeren Tönen tendieren. Deshalb begannen wir, uns mit verschiedenen Farb-Schemata zu beschäftigen und Licht diesbezüglich in seinen unterschiedlichen Facetten zu betrachten. Da wir beide den ganzen Kosmos des Designs lieben, sind wir in der Mode fündig geworden. Die Marke Burberry, berühmt für ihren ikonischen, beigefarbenen Trenchcoat, arbeitet viel mit diesen Sandtönen.
RS: In einer ihrer vergangenen Kollektionen war aus den Farben der karierten Mantel Futterstoffe komplett die Sättigung heraus gezogen worden. Das Ergebnis: Softes Beige; im Kontrast zu Grautönen. Das empfanden wir als sehr modern. Daraus entwickelten wir den Grundstein für unseren ersten Interieur-Stil „SAND“. Der zweite, „SALT“, bedient die zuvor erwähnte Präferenz für kühlere Nuancen und bezieht sich stark auf das Weiß der Fassade.
THE LYTE: Wo, in welchem Raum oder mit welcher Fläche des Gebäudes, legten Sie los?
RS: Bei THE LYTE empfanden wir es als sinnvoll, mit dem Badezimmer zu starten und unsere Design-Idee aus diesem Raum heraus in die Wohnräume zu entwickeln.
AP: Der klassische Trenchcoat ist außen beige und innen kariert. Das Muster blitzt nur zuweilen hervor. Mit diesem Akzent arbeiten wir in den Bädern. Sie sind sandfarben gefliest, aber die Nischen der Waschtische werden mit einer dunkleren, geriffelten Akzentfliese abgesetzt. Dieses Highlight ist unsere Interpretation des geöffneten Mantels.
RS: Und die schwarzen Armaturen sind die Knöpfe.
THE LYTE: Klingt nach „Zeitgenössisches trifft Klassik“…
RS: Stimmt, unsere sanften Farben sind eher klassisch. Im Gegensatz dazu streben wir besonders in den Bädern, die bis unter die Decke gefliest sind, einen modernen, monolithischen Charakter an. In den kleineren Apartments ziehen wir deswegen die großflächigen Fliesen aus dem Bad heraus bis in den Flur hinein. Dort fügen sich dann die Einbaumöbel in derselben Farbigkeit nahtlos in das Bild. Dieses monochrome Konzept erzeugt einen Raum-im-Raum-Charakter, der das Klassische in die Gegenwart holt. Die matte, natürliche Haptik der Materialien bedient überdies einen modernen Zeitgeist.
THE LYTE: Es ist ungewöhnlich, in einem so spektakulären Neubau auch kleine Wohneinheiten von circa 43 Quadratmetern anzubieten. Wie definieren Sie Luxus auf so reduzierter Fläche?
AP: Die Wohnqualität dieser Apartments steigt enorm durch die Integration einer Art Wohnwand, die in komprimierter Form alles bietet, was man benötigt – inkl. einer voll ausgestatteten Küche, Stauraum und offenen Regal-Elementen. Die individuelle Gestaltung dieses Elements für jede Wohneinheit schafft schlaue Lösungen für unterschiedliche Raumsituationen. In den Studio-Apartments kann die Küche beispielsweise in einem Schrank verschwinden. Denn die Vorstellung, am Morgen auf mögliche Überbleibsel des Vorabends zu blicken, hat uns gestört. Außerdem ist es natürlich sehr komfortabel, wenn möglich ein großes Bett anstelle eines Schlafsofas einzuplanen.
THE LYTE: Sie entwerfen auch das Mobiliar?
AP: Richtig, es gibt die Option, sämtliche Einbauten wie Küchen und Schränke zu erwerben. Auch hier wird das Spiel mit dem Burberry-Effekt fortgesetzt. Überall dort, wo man auf Flächen oder in Nischen blickt, tauchen die Farben des jeweiligen Stils auf, in der Küche, hinter Regalen.
THE LYTE: THE LYTE ist nicht Ihr erstes Projekt für DCD. Nutzen Sie da schon mal die Möglichkeit von Copy-and-paste?
AP: Das wäre zu einfach! Unser gestalterischer Anspruch bleibt natürlich projekt-übergreifend konstant. Jedoch fordert uns jedes Projekt heraus, uns neu zu er finden, um etwas Einzigartiges zu kreieren.
RS: Als Team verbindet uns ein perfektionistischer Anspruch. Jedes Stadium eines Projektes wird dem Vier-Augen-Check unterzogen. Am Ende sind viele Kleinigkeiten zu beachten – dann kann es echt aufwendig werden…
AP: …und kreativ. In einem der Schlafzimmer gibt es z.B. einen kleinen Vorsprung durch eine Stütze, circa 10 cm tief. Jetzt ist er unsichtbar, da wir eigens hierfür eine Bettwand entworfen haben, die die Lücke mit Design auffüllt.
THE LYTE: Vom Kleinen ins Große: Sie verantworten auch sämtliche Gemeinschaftsflächen, Flure, das Entree. Was erwartet den Bewohner von THE LYTE dort?
RS: In den öffentlichen Flächen können wir unseren Stil in extremeren Varianten realisieren. Das sind u.a. kunstvolle Deckengestaltungen, sehr hohe Sockel anstelle schmaler Fußleisten, gebürstetes Messing in unterschiedlichen Anwendungen.
AP: Der Eingangsbereich ist übrigens auch von klassischer Architektur inspiriert. Die lineare Lichtdecke ist eine Interpretation von traditionellen Säulen. Sie ist eine Antwort auf das Licht von außen, das wie in das Gebäude gesogen wirkt und sich dort in leuchtenden Bahnen von der wahnsinnig hohen Decke bis zum Boden hin erstreckt. Außerdem haben wir die Flure nicht einfach gestrichen, sondern mit Tapeten ausgekleidet. Es ist sehr schön, dass wir in THE LYTE gestalterisch den kompletten Weg vom Eingangsbereich bis hin zu jedem Möbelstück in den Wohnungen gehen konnten. Dadurch wird alles stimmig.
MEDIUM:
Überseequartier „The LYTE" Magazin - 2023
ORT:
Hamburg
LINK:
www.the-lyte.com/objektbroschuere
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